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Channel: Kommentare zu: WER DAS LIEST, IST DOOF
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Von: Jan Graber

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Unterhaltsam geschrieben, trifft ins Herz, blendet aber aus, dass sich die Medien regelmässig ins eigene Knie schiessen.
ZB. Germanwings-Berichterstattung in der Tagesschau am Tag des Absturzes. Etwa die Hälfte der Sendung nur über das Unglück, ca. fünf verschiedene Gefässe, die das Ereignis, das wir notabene wohlig zuhause auf dem Sofa betrachten, aus jedem möglichen Blickwinkel beleuchten. Auf dem Silbertablett wurde uns das Unglück süffisant präsentiert und wie frische Austern saugten wir es – halb genussvoll, halb erschauernd – in uns auf.
Wo bleibt, trotz Tragik, da der Bezug zur Relevanz? Das stank so sehr nach Quoten-, Klick-, Zuhörer und -schauer sowie Leserjagd, dass man die Verfaultheit der Absicht förmlich herausroch. Dasselbe gilt für Carlos, Geri-Gate, You-name-it…

Die Medien berauben sich auf diese Weise ihrer Glaubwürdigkeit – besonders, wenn sich selbst die seriöseren Exponenten des Metiers aufs Niveau des Infotainments herunterlassen.

Das Argument, dass die Leser das so wollen, ist oft doch reine Selbstrechtfertigung für das nicht offen ausgesprochene Verlangen von manchen Journalisten, mit Ihrer Geschichte von Bedeutung zu sein, weil man an einer vermeintlich bedeutungsvollen Story ganz nah dran ist. Und weil Sex, Crimes and Misery zu besonders vielen Klicks führen, entsteht die Illusion, dann tatsächlich was Bedeutsames zu Papier und in die digitale Wolke gebracht zu haben.


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